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Bartgeier – Barth (Heinr.)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bartflechten'
den. Sie treten namentlich in hochgelegenen Gebirgsnadelwäldern massenhaft auf. Es sind Arten der Gattungen
Usnea Dill. und Bryopogon
Link. Die gewöhnlichsten Arten sind Usnea barbata
Fr. (vgl. Tafel: Flechten II, Fig. 2) und
Bryopogon jubatum Kbr.; beide in ganz Deutschland in ebenen wie in
gebirgigen Gegenden. Auf die höhern Gebirge ist Usnea longissima Ach.
beschränkt, die sich hauptsächlich im Riesengebirge und bayr. Hochgebirge findet; ihre Fäden werden nicht selten gegen 5 m lang.
Bartgeier, eine Gattung der Raubvögel, welche den Übergang von den Geiern zu den Adlern bildet und sich von den erstern
durch den dichtbefiederten Kopf und Hals, von den letztern durch den an der Wurzel geraden, vorn gewölbten und an der Spitze stark hakig gebogenen
Schnabel unterscheidet. Die spaltförmigen Nasenlöcher sind mit steifen, vorwärts gerichteten Borsten überdeckt, und am Grunde des Unterkiefers steht ein
Büschel von Federborsten (Bart). Der gewöhnliche B., Geieradler oder
Lämmergeier (Gypaëtus barbatus L.,
s. Tafel: Geier, Fig. 1), lebt in allen höchsten Gebirgen der Alten Welt, in
den Pyrenäen, dem Balkan und Kaukasus, dem Sinai, Altai und Himalaja, dem Atlas und in Abessinien. Auch in den Alpen war er früher weit verbreitet, ist
dort aber jetzt vollständig ausgerottet. Er ist der größte Raubvogel der Alten Welt, 1,25 m hoch und hat eine Flugbreite von
über 3 m. Die Oberseite des Körpers ist glänzend braunschwarz, mit weißem Schaftstrich an jeder Feder, der Kopf weißlich mit schwarzem Augenstreifen;
Hals und Unterseite sind rostgelb. Seine Krallen sind weit schwächer als an manchem ungleich kleinern Raubvogel; nur sehr selten geht er auf größere
Beute aus, und die Jagdgeschichten vom Wegführen von Lämmern und Kindern scheinen sich wesentlich auf den Steinadler zu beziehen, wenn auch
einzelne Fälle seiner Dreistigkeit beglaubigt sind. In der Gefangenschaft wird er sehr zahm. Er lebt von frisch getöteten kleinern Säugetieren, im Süden
auch von Schildkröten, rührt Vögel nicht an, nährt sich aber hauptsächlich von Aas. Die ältern B. verschlucken große Knochenstücke und scheinen die
Knochen größerer Tiere aus der Höhe auf Felsen herabfallen zu lassen, um sie zu zerbrechen und zu verschlingen. Das auf den unzugänglichsten Felsen
angelegte Nest enthält 1, selten 2 schmutzigweiße, glanzlose Eier. Die Legezeit fällt in Europa von Ende Dezember bis in den März. Die Jungen bleiben bis
gegen den Herbst im Neste und werden mit frischer Beute gefüttert. Die B., die man in den zoolog. Gärten antrifft, stammen meist aus den Pyrenäen und
werden mit 300–400 M. das Stück bezahlt. Um sie lange am Leben zu erhalten, muß man ihnen stets viel Knochen und Abfälle von Fellen neben dem
Pferdefleisch geben, wenn man nicht mit kleinen Säugetieren füttern kann.
Barth, Stadt im Kreis Franzburg des preuß. Reg.-Bez. Stralsund, unweit der Mündung der Barthe an dem Barther Bodden, der
den Seehafen der Stadt bildet, und an der Nebenlinie Velgast-B. (11,42 km) der Preuß. Staatsbahnen, Station der
Dampferlinie B.-Prerow, ist ein alter, aber gut gebauter Ort und hat (1890) 5578 (2522 männl., 3056 weibl.) E., Amtsgericht (Landgericht Greifswald),
↔ Post erster Klasse, Telegraph, Nebenzollamt; frühgot. Marienkirche (13. Jahrh.) mit spätgot. Turm (72 m) und Turmkapellen, ein 1733
auf dem Platze des ehemaligen herzogl. Schlosses (1570–1605 Residenz des Herzogs Bogislaw) errichtetes Fräuleinstift, höhere Bürgerschule,
Navigationsschule mit 3 Klassen, Volksschulen für Knaben und Mädchen und Hospitäler; ferner Schiffahrt, Reederei, Schiffbau, Fischräuchereien,
Maschinenfabrik mit Eisenhammer, Dampfschneidemühle, 2 Brauereien, 1 Kalkbrennerei; Vorschußverein, Schiffsassekuranzverein, städtische Sparkasse,
Handel mit Getreide, geräucherten und marinierten Fischen und künstlichem Dünger. B. hat 4 Werften; seine Reederei umfaßt (1880) 238 Schiffe von
43673 t. – Im 12. Jahrh. ein wend. Burgflecken, wurde B. im 13. Jahrh. von deutschen Einwanderern zur Stadt erweitert und erhielt 1255 vom Fürsten
Jaromar II. von Rügen einen Teil des umliegenden Landes mit Lübischem Recht. Im 15. Jahrh. galt es als bedeutende Handelsstadt und war durch ihre
Bierbrauereien weit berühmt. – Das nach der Stadt benannte Land B., mit dem sie den «landfesten Teil des
Fürstentums Rügen» bildete, umfaßte den Franzburger Kreis, gehörte zuerst zu Rügen, kam 1148 an Pommern, 1185 wieder an die Fürsten von Rügen.
Nach deren Aussterben 1325 fiel es durch Erbvertrag an den Fürsten Wratislaw IV. von Pommern-Wolgast, wurde 1326 durch Heinrich von Mecklenburg
besetzt, kam 1364 an Pommern zurück und wurde seit 1457 von einer Seitenlinie des Hauses beherrscht, die sich die Barthische nannte; 1630 besetzten
es die Schweden, bis es 1815 an Preußen fiel. – In das Barther Binnenwasser, das durch die Insel Zingst und die
Halbinsel Darß von der Ostsee getrennt wird, führt im Osten ein schmaler Eingang aus dem von dem Festlande und der Insel Rügen begrenzten Prohner
Wiek. Dieses Binnenwasser erweitert sich zur Bucht Grabow, dann vor B. zum Barther Bodden.
Barth, Heinr., einer der berühmtesten Forschungsreisenden der neuesten Zeit, geb. 16. Febr. 1821 in
Hamburg, besuchte das dortige Johanneum und widmete sich 1839–44 zu Berlin dem Studium der klassischen Philologie und Altertumswissenschaft. Auf
einer Reise nach Rom und Sicilien 1840 hatte sich bei ihm der Plan ausgebildet, das Becken des Mittelmeers womöglich seinem ganzen Umfange nach
aus eigener Anschauung kennen zu lernen; er ging daher 1845 über Gibraltar nach Tanger und wandte sich, da er in das Innere von Marokko nicht
einzudringen vermochte, nach Algier und Tunis. Nach einem kurzen Besuch in Malta (Anfang 1846) begab er sich aufs neue nach Tunis, von hier über
Gabes nach Tripolis, zog um die Syrte nach Bengasi, erforschte das alte Kyrenaika und wandte sich hierauf dem Nilthal zu. Nahe der ägypt. Grenze von
Räubern ausgeplündert und schwer verwundet, langte er endlich in Kairo an. In Ägypten machte er eine Nilfahrt bis zum zweiten Katarakt von Wadihalfa,
durchschnitt die Wüste von Assuan bis Berenice und setzte hierauf seine Forschungen auf der Sinaihalbinsel und in Palästina fort. Das nordsyr.
Küstenland, Cilicien, Cypern und die einst blühenden hellenischen Kolonien an den Küsten Kleinasiens berührend, erreichte er Konstantinopel, von wo er
nach dreijähriger Abwesenheit über Griechenland nach seiner Heimat zurückkehrte. Im Winter 1848/49 habilitierte sich B. als Privatdocent zu Berlin und
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 442.